Der Rattenfänger
Ein Hamelner Totentanz von Wilfried Hiller
Libretto von Michael Ende
ab 16 Jahren
Geld regiert die Welt – so auch das mittelalterliche Hameln. Während die Armen immer ärmer und die Reichen immer reicher werden, nimmt die Rattenplage immer weiter zu. Gibt es hier einen Zusammenhang? Unter den tonangebenden Reichen befinden sich der Bürgermeister Gruelhot und seine Frau Atela, die ihre erwachsen werdende Tochter Magdalena in ein abscheuliches Geheimnis einweihen: In einem Versteck haust eine riesige Ratte, die Geld „scheißt“. Jedes Mal, wenn sie das tut, huscht eine Geisterratte in die Stadt und verbreitet Tod. Magdalena ist schockiert, wird aber zum Schweigen angehalten. Doch es gibt Hoffnung: Ein Spielmann kommt in die Stadt und verspricht gegen Lohn, die Ratten durch das Spielen auf seinem Instrument fortzuführen. Es gelingt ihm, und alle sind beeindruckt. Dennoch wollen die Reichen ihm den Lohn verweigern. Doch der Spielmann hat Verbündete in den Kindern gefunden, beschützt diese und beschert den Erwachsenen noch etwas viel Schlimmeres als Armut.
Michael Ende und Wilfried Hiller werfen mit ihrem 1993 in Dortmund uraufgeführten „Hamelner Totentanz“ einen neuen, düsteren Blick auf die bekannte Sage der Brüder Grimm mit Parallelen zum aktuellen Weltgeschehen. So versteht Ende die mittelalterliche Figur des „Geldscheißers“, des Rattenkönigs, als „eine Verfilzung von Macht- und Wirtschaftsinteressen im Sinne heutiger Lobby-Arbeit“ und dachte beim Schreiben in Bezug auf die Leidtragenden an Straßenkinder von Mexiko City und Neu-Delhi. Hiller fand für jede Szenerie einfallsreiche Klangfarben, wofür er Klangelemente wie Sprechchöre oder perkussive Elemente nutzte. Der Rattenfänger bzw. Spielmann ist zudem nicht mit einem Sänger besetzt, sondern mit einer Soloklarinette. Die Figur und das Instrument verschmelzen förmlich miteinander. Ihre Klangwelt basiert „stilistisch stark auf ostjüdischer Musik, wie man sie in Galizien, Bessarabien, Böhmen und Mähren findet, in einer Gegend also, aus der der historische Rattenfänger gekommen sein dürfte.“
Dauer: ca. 1 Stunde 50 Minuten, keine Pause