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Schauspiel

HumanApp (DSE)

Schauspiel von Ian De Toffoli / Aus dem Französischen von Wolfgang Barth

„Würden Sie in einer Stadt leben wollen, in der Sie permanent beobachtet, gefilmt und analysiert würden und alle vernetzten Geräte Ihnen ständig sagen, wie Sie sich verhalten sollen?“

Vier Mitglieder einer technologischen Expertengruppe – drei Männer und eine Frau – diskutieren über die Folgen des immer größer werdenden Einflusses neuer Technologien auf das Leben der Menschen. Dabei prallen schnell überaus unterschiedliche Einstellungen aufeinander. Ein durchgespieltes Fallbeispiel soll die Problematik im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI) verdeutlichen: Die Freunde Max, Vincent und Laurent, alle drei leitende Angestellte eines multinationalen Unternehmens, lassen sich nach einem gemeinsamen Restaurantbesuch von dem von ihrer Firma entwickelten selbstfahrenden Auto nach Hause bringen. Es ist ein dunkler Novemberabend und man fährt auf einer schlecht beleuchteten Straße.

Plötzlich kreuzt eine Frau auf einem Fahrrad verbotenerweise den Weg des Wagens. Im Bruchteil einer Sekunde berechnet die von Vincent programmierte KI Sarah alle Optionen und entscheidet: Statt das Auto mit seinen Insassen gegen eine Wand zu fahren oder auf den gegenüberliegenden Gehweg auszuweichen und den sich dort befindenden 52jährigen Manager zu töten, überfährt sie lieber die 29jährige, in prekären Verhältnissen lebende Radfahrerin. Das Auto kollidiert also mit der laut des programmierten Codes weniger wertvollen Person, die noch am Unfallort stirbt.

Dann passiert etwas Überraschendes: Obwohl die KI Sarah gemäß ihrer von Menschen diktierten Vorgaben gehandelt hat, kommen ihr Zweifel an der Richtigkeit dieser Entscheidung. Sie ist nicht nur unzufrieden, sondern auch ‚unglücklich‘ mit dem Ausgang und beginnt, ihren Schöpfern unbequeme Fragen zu stellen …

Ian de Toffolis „HumanApp“ vernetzt auf intelligente Weise Wissenschaft mit Theater und knüpft an die alte Frage an, die schon Goethes „Zauberlehrling“ stellt: Darf der Mensch angesichts eines noch nie dagewesenen technologischen Fortschritts alles, was er tun kann? Öffnen die neuen Technologien unermessliche Möglichkeiten oder die Büchse der Pandora? „HumanApp“ erzählt weniger über Künstliche Intelligenz als über den Menschen: Ein Stück über das Zweifeln, die Ängste, die Verletzlichkeit und die irrationalen Entscheidungen, die unser Menschsein ausmachen.

 

WARNUNG!
In dieser Aufführung werden kurz stroboskopähnliche Lichteffekte eingesetzt. Bei Personen, die an photosensibler Epilepsie leiden, kann es zu epileptischen Anfällen oder Bewusstseinsstörungen kommen. Für Schäden wird nicht gehaftet.