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Oper

Ein Sommernachtstraum

Oper in drei Akten von Benjamin Britten

Trailer

Libretto von Benjamin Britten und Peter Pears nach William Shakespeare
In der deutschen Übersetzung von Ernst Roth nach August Wilhelm Schlegel

Rausch und Liebesverwirrungen im Elfenwald

Die Natur steht Kopf, denn Elfenkönigin Titania und ihr eifersüchtiger Gatte Oberon liegen im Streit. Rachsüchtig wendet sich der Herr des Feenwaldes an Puck, der Titania mithilfe einer Zauberblume in das nächstbeste Tier verliebt machen soll. Kaum erwacht sie, brennt ihr Herz ausgerechnet für einen Esel. Während Titanias Elfengefolge dem Grautier huldigt, steht eine Laienschauspieltruppe aus fünf Handwerksmeistern plötzlich ohne ihren Hauptdarsteller da – denn der wurde von Puck in eben jenen Esel verwandelt. Auch zwischen zwei jungen Pärchen aus dem Athener Adel sorgt Puck mithilfe des magischen Krauts gehörig für Verwirrung.

Farbenreich, heiter-romantisch und doch voller Tiefgang ist diese Oper des britischen Komponisten Benjamin Britten, der jeder Figurengruppe – Feen, Handwerkern, Hofgesellschaft – ihre eigene Klangfarbe verliehen hat. Shakespeares gewürzte Dialoge erklingen in Pforzheim in der poetischen deutschen Übertragung nach August Wilhelm Schlegel, der Elfenwald wird auf spielerische Weise von den Solistinnen und Solisten des Musiktheaterensembles zum Leben erweckt.

Weitere Infos

Besetzung

Oberon Nicholas Hariades
Titania Elisandra Melián
Puck Joanna Lissai
Theseus Lukas Schmid-Wedekind
Hippolyta Dorothee Böhnisch
Lysander Dirk Konnerth
Demetrius Paul Jadach
Hermia Jina Choi
Helena Stamatia Gerothanasi/Helena Steiner
Zettel/Pyramus  Johannes Schwarz
Squenz Aleksandar Stefanoski
Flaut/Thisbe Philipp Werner
Schnock/Löwe Klaus Geber
Schnauz/Wand Lilian Huynen
Schlucker/Mond Arthur Canguçu
Spinnweb (Elfe) Stamatia Gerothanasi (Gesang)
Bohnenblüte (Elfe) Helena Steiner (Gesang
Senfsamen (Elfe) Dorothee Böhnisch (Gesang)
Mohn (Elfe) Jina Choi (Gesang)
Fünfte Elfe Arthur Canguçu

 

Badische Philharmonie Pforzheim

Musikalische Leitung Florian Erdl
Inszenierung Thomas Münstermann
Bühnenbild und Kostüme Thomas Mogendorf
Dramaturgie Christina Zejewski

Schreibwettbewerb

 

Puck und die Magische Blume

von Hanna Hofmann – 1. Preis in der Altersgruppe 1

Puck ist ein Elf, der sehr viel Unsinn anstellt. Lordmilori ist der älteste Elf aus dem Feental. Eines Tages, da rief Lordmilori Puck zu sich. Er sollte einen Auftrag erfüllen. Der Auftrag war, er sollte die schönste Blume finden.

Er reiste um die ganze Welt. Puck lief und lief und lief, immer weiter, bis er zu einer Wiese kam. Auf der Wiese war eine wunderschöne Blume, die im Tal der Feen noch nie jemand gesehen hatte. Denn diese Blume gab es nur einmal auf der Welt. Doch diese Blume gab es nicht nur einmal auf der Welt, sondern diese Blume war magisch. Puck wollte gerade gehen, da kam ein wunderschönes Mädchen. Das Mädchen war übrigens eine Fee. Puck verliebte sich so sehr, dass er schnell einen Blumenstrauß pflückte und ihn ihr überreichte. Puck fragte: „Wie heißt du?“ Das Mädchen sagte: „Voilet, und wie heißt du? “ Puck antwortete: „Puck. “ Da fragte Puck: „Willst du mit mir in das Tal der Feen kommen, Voilet?“ „Ja, sehr gerne.“ Sie liefen und flogen und liefen und flogen, immer weiter. Mit der Blume. Als sie Zuhause ankommen, sind sie sehr glücklich.

Nach etwa zwanzig Jahren wollten sie heiraten. Sie waren sehr glücklich. Die Blume war besonders, weil, wenn ihre Blütenblätter zu dem Boden sinken, dann bekam sie wieder ihre Blätter, und sie sah aus wie zuvor.

Und so sieht es aus, wie sie sich küssen.

Die Blume kann: Sich verwandeln in alles, wenn sie jemand ärgert, dann bekommt sie Stacheln, die hart sind, und wenn man freundlich ist, dann sind die Stacheln weich. Sie kann sich unsichtbar machen, in der Nacht kann sie sich leuchtend machen, und wenn Puck mal wieder etwas angerichtet hat, hilft sie ihm die Wahrheit zu sagen. Sie kann auch tauchen, wenn sie unsichtbar ist.

 

Der Kampf um die Wiese

von Jana Hofmann – 1. Preis in der Altersgruppe 2

Puck war ein Elf, der ganz schön viel Unsinn anstellte. Er hatte eine Freundin, die magische Blume „Blume“. Puck liebte Blume. Puck lebte in einem Wald in der Buchenhöhle 7. Neben dem Wald war eine Wiese. Auf der Wiese lebte Blume unter einem Baum. Blume bekam oft Besuch von Puck.

Eines Tages  kaufte ein Bauer, der Paul hieß, die Wiese. Er machte einen Zaun drum und ließ drei Tage später  dreizehn Schafe auf die Wiese. Ein Eichhörnchen sah dies. Es flitzte wie der Blitz zu Puck, der bedankte sich für diese Nachricht und verwandelte sich in einen Wolf. Er bewachte Blume den ganzen Tag. Zum Glück wuchs auf der anderen Seite der Wiese frischeres Gras. So bemerkte niemand Blume. Puck legte sich neben Blume auf die Wiese, mit einer Eichelschleuder, die er in der Zwischenzeit gebaut hatte. Er sammelte einen Haufen von Eicheln. In der Nacht verwandelte sich Puck in ein Schaf. Die dreizehn Schafe waren alle wach. Puck fragte die Schafe: „Was ist euer größter Wunsch?“ Die Schafe antworteten: „Wir wären am liebsten alle frei. Dann könnten wir die Welt erkunden.“ Puck verwandelte sich wieder zurück in einen Elfen. Er öffnete das Tor vom Zaun und ließ die Schafe frei.

Am nächsten Tag ärgerte sich Paul, als er das offene Tor sah. Am Nachmittag brachte er drei Ochsen auf die Wiese. Die Ochsen trampelten alles nieder. Kurz bevor sie die Blume zertrampelten, sprang Puck dazwischen. Er verwandelte sich in einen Ochsen. Der Chef der drei Ochsen forderte Puck zu einem Kampf heraus. Leider verlor Puck. Er hatte jetzt eine Schürfwunde auf dem Rücken. Blume war auf die Stiere so sehr wütend, dass sich große, spitze Stacheln auf ihr ausbreiteten. Die Stiere wollten Blume niedertrampeln. Doch die Stacheln hielten sie zurück. Sie rannten mit Schmerzen und Gebrüll auf die andere Seite der Wiese.

So vertrieben sie alle Tiere oder sie ließen sie frei. Der Bauer Paul hielt dies nicht mehr aus. Er baute seinen Zaun ab und kam nie wieder. Er zog sogar in ein anderes Land. Jetzt hatte Blume die Wiese wieder alleine. Blume hatte jetzt keine Stacheln mehr, denn sie war nicht mehr böse. Das Eichhörnchen, das Puck die Nachricht überbracht hatte, hatte den Kampf gesehen. Es hatte auch gesehen, dass Puck verletzt war. Es rannte zum Elfendoktor. Das Eichhörnchen erzählte dem Elfendoktor Klaus alles über den Kampf. Klaus eilte zu Puck. Er stellte fest, dass es nicht so schlimm war. Die Schürfwunde war nicht tief.

Zum Glück ist alles gut ausgegangen.

 

Pucks Zaubergarten

von Ella Brambeer – 1. Preis in der Altersgruppe 3

Es war einmal eine Prinzessin, die hieß Lucy. Sie war anders als die Prinzessinnen die man aus den Märchen kennt. Nachts schaute sie auf zu den Sternen.

„Wäre es nicht toll ein Stern zu sein?“, sagte Lucy eines Tages zu ihrem Vater.
„Wird das wieder so ein philosophisches Gespräch? Ich habe einen straffen Terminplan, das weißt du.“
„Ja, ich weiß, Vater. Ich meine ja nur… Sterne sind frei“, sagte Lucy.
Der König seufzte tief auf: „Mhmmm…“
„Ich will reisen, Vater. Ich will ferne Länder sehen.“
„Nicht das schon wieder, Lucy! Ich habe jetzt echt keine Geduld dafür. Frei sein, frei sein, frei sein! Morgen ist deine Verlobung, hörst du? Du brauchst keine Freiheit, du brauchst einen Mann der dich in Zaum hält. Du wirst Prinz Waldemar aus Pomposia heiraten. Ende der Diskussion!“

Doch am nächsten Morgen kam Lucy nicht aus ihrem Zimmer.
„Wo steckt sie denn? Wo steckt meine Braut?“, fragte der Bräutigam.
„Geduldet Euch, Prinz Waldemar“, sagte der König. „Ihr wisst doch, wie Frauen sind.“
Der König ließ den missmutigen Prinzen im Ballsaal stehen und ging die Wendeltreppe hoch, um nach seiner Tochter zu sehen.
„Lucy! Wo steckst du? Prinz Waldemar wartet unten auf dich! Raus jetzt!“
Er riss ihren Bettvorhang zur Seite.
„Vater, mir geht’s nicht gut“, sagte Lucy und hob ihren Kopf, ließ ihn aber gleich wieder fallen.
„Und ich bin Zwerg Kunkelbunkel aus dem Geigersgrund!“, raunte ihr Vater.
Er griff nach ihrer Hand. Sie war kalt. Kalt wie eine Leichenhand.
„Ach du meine Güte!“, keuchte der König.
Sofort ließ er die besten Ärzte seines Königreichs holen. Doch auch nach zwei Wochen, vier Kräuterbädern, zwei Einbalsamierungen und einem Exorzismus war sie blasser denn je.
Sie siechte vor sich hin, und niemand konnte ihr helfen.

Eines Abends kam der König in ihr Zimmer. Dort standen Hans, der Gärtnerjunge und Marga, die Köchin.
„Hans, spielst du mir was vor?“, fragte Lucy mit schwacher Stimme.
Hans nahm seine Flöte und fing an zu spielen. Die Melodie schmolz wie warme Butter. Tränen stiegen in die Augen des Königs. Marga nahm seine Hand. Und so standen sie da und hörten zu.

Eines Tages kam ein Elf zum König. Er war klein und hatte knubbelige Knie. Seine Haare waren feuerrot und standen von seinem Kopf ab.
„Wer bist du?“, rief der König erstaunt.
„Ich heiße Puck und komme von weit, weit her. Mein kleines Häuschen steht am Rande Eures Königreichs, auf der weißen Klippe, dort wo das Meer die Sonne schluckt“, sagte der Elf.
„Was willst du in meinem Schloss, Puck?“
„Ich kann Eure Tochter retten.“
„Weißt du, wie viele Hirnis mir das schon gesagt haben? Wie willst du meiner Tochter denn helfen? Mit einem Tänzchen? Willst du ihr was vorsingen, hm?“
„Mit der Zauberblume“, sagte Puck und schmunzelte. „In meinem Garten wächst eine rote Blume, die heilende Kräfte besitzt. Legt Eure Tochter neben diese Blume und sie wird wieder gesund.“
„Was willst du dafür?“, fragte der König. „Gold? Jungfrauen?“
„Nein, nein, das ist mir nichts wert. Ihr müsst wissen, in meinem Garten leben die schönsten Lebewesen Eures Königreichs: Zentauren und Elben und Schwäne mit goldenen Flügeln. Meine Sammlung ist fast komplett. Doch ist es mir bislang nicht gelungen, eine passende Menschenfrau zu finden. Eure Tochter ist ein Prachtexemplar. Sie ist das schönste Mädchen in Eurem Königreich. Aber solltet Ihr auf mein Angebot eingehen, müsst Ihr wissen, dass Eure Tochter meinen Garten niemals wieder verlassen darf. Setzt sie auch nur einen Fuß hinaus, so wird sie sterben.“
„Sterben? Wie bitte?“, fragte der entsetzte König.
„Und da wäre noch eine Klitzekleinigkeit, also echt kein Drama“, fuhr Puck fort. „Ihr, Eure Majestät, dürftet den Garten nur mit Augenbinde betreten. Seht Ihr die Prinzessin an, so verwandelt Ihr euch in einen prächtigen Baum. Ist das nicht schön? Dann wäre der Zauber gebrochen, und die Prinzessin dürfte gehen.“
„Ich glaub ich spinne!“, schrie der König. „Rauuuuuus aus meinem Schloss! Rauuuuuuusss!!!“
„Eure Majestät“, rief eine Stimme.
„Köchin Marga? Was ist?“, fragte der König.
„Die Prinzessin“, keuchte sie. „Kommt schnell!“

Sie rannten zu ihr ans Bett. Und da lag Lucy. Schweißperlen standen auf ihrer Stirn. Sie wälzte sich hin und her. Ihr Atem war stockend und flach.
„Lucy, hörst du mich? Lucy!“, flehte ihr Vater. „Marga, was sollen wir bloß tun? Sie darf nicht sterben! Puck? Puck!!! Holt den Elfen!“, befahl er den Wachen.
Als Puck kam, sagte der König: „Puck, vergiss, was ich gesagt habe. Ich mach alles, was du willst! Bitte hilf ihr!“
Der König hob seine Tochter aus ihrem Bett.
„Kommt mit, eure Majestät“, sagte Puck. „Mein Pferd steht gleich vor dem Schlosstor.“
Sie eilten hinaus. Der König hob Lucy auf das Pferd und Puck sprang hinterher.
Puck nahm die Zügel in die Hand.
„Pass gut auf sie auf.“, sagte der König.
„Ich reite geschwind! Kommt bei Sonnenaufgang!“
Puck schnalzte mit der Zunge und sie galoppierten davon.

Am nächsten Morgen ritt der König zu Pucks Haus. Die Mauer des Zaubergartens war von Efeu überwachsen. Er setzte seine Augenbinde auf und ging durch die eiserne Pforte. Es roch nach süßem Aprikosensorbet und Bienen tanzten um ihn herum.
„Lucy, bist du da?“, rief er.
„Vater?“, rief eine Stimme. „Vater!“ Lucy rannte auf ihn zu.
„Lucy, mein Kind!“ Er drückte sie fest an sich. „Gott sei Dank, dir geht es gut. Ich hatte solche Angst um dich.“ Der König fing an zu weinen.
„Es ist alles wieder gut, ich bin hier“, sagte Lucy. „Aber was ist eigentlich mit diesem Elfen los? Er starrt mich schon den ganzen Morgen an, echt creepy. Und warum trägst du eine Augenbinde?“
„Also, das ist Puck. Der ist ein bisschen merkwürdig, aber total harmlos.“ Und dann erzählte der König von der Zauberblume und allem Drum und Dran. Als er fertig war, sagte er: „Du darfst diesen Garten also niemals verlassen, hast du verstanden?“
„Ja… verstanden“, sagte Lucy.

Monate vergingen, und jeden Tag kam der König in den Zaubergarten und besuchte die Prinzessin. Dann saßen sie auf der Wiese und aßen Butterbrote mit Rosmarin.
„Ich vermisse Hans, wie geht es ihm? Spielt er immer noch auf seiner Flöte?“
„Ja, allerdings. Er war letztens bei mir im Schloss.“
„Wirklich?“
„Er kam zu mir und fragte, wo du steckst. Als ich ihm sagte, dass du schläfst, ging er an den Wachen vorbei schnurstracks vor dein Zimmer. Er spielte den ganzen Nachmittag Flöte, bis ihn Köchin Marga aus dem Schloss scheuchte. Du hättest ihren Blick sehen sollen!“
Die Prinzessin lachte, doch dann wurde sie still.
„Was ist los?“, fragte der König.
„Ich habe nur nachgedacht… Ich werde ihn wohl nie wiedersehen“, sagte sie und legte ihren Kopf auf die Schulter ihres Vaters.
„Du liebst ihn, oder?“
„Ja, Vater, ich liebe ihn.“
Er spürte wie ihre Tränen auf sein Gewand tropften. Da fasste der König einen Entschluss. Er nahm seine Augenbinde ab und sah seine Tochter an.
„Lucy, mein Stern“, sagte er und lächelte.
Ein Schleier legte sich über seine Augen. Und plötzlich spürte die Prinzessin, wie sein Körper kalt und starr wurde. Lucy erschrak und sprang auf. Entsetzt sah sie zu, wie die Arme ihres Vaters zu Ästen wurden – und seine Haut borkig und hart. Seine Füße gruben sich in die Erde und die Wurzeln wölbten sich wie Schlangen. Er wuchs und wuchs. Blätter breiteten sich aus und reichten hoch in den Himmel.
„Ahhhh! Hilfe Puck! Puck!“, schrie Lucy. Puck rannte auf sie zu.
„Was ist? Hat der Phönix wieder meinen Lorbeer in Brand gesetzt? Oh!“, sagte er und blieb stehen. Er schaute zum Baum hoch.
„Verdammt, er hat‘s wirklich getan“, er legte seine Hand auf die Schulter der Prinzessin.
„Hat er dir das nicht erzählt?“
„Was erzählt?“, fragte Lucy.
„Dass er sich bei deinem Anblick in einen Baum verwandeln wird. Und ein echtes Prachtexemplar von einer Eiche ist er geworden, wenn man das so sagen darf!“, sagte Puck bewundernd.
Lucy schüttelte den Kopf.
„Das war der Preis für deine Freiheit. Verstehst du? Der Zauber ist gebrochen. Du darfst jetzt gehen. Du bist frei.“
Sie standen lange da und schauten in die Äste der Eiche.
„Es ist Zeit“, sagte Puck schließlich.
Die Prinzessin schritt auf das Tor zu, öffnete es und drehte sich zu Puck um.
„Auf Wiedersehen“, sagte sie, und ging hinaus.

Die Prinzessin ernannte Köchin Marga zur Königin. Sie nahm Hans mit sich und zusammen bereisten sie die Welt. Sie lernte zehn Sprachen und schieb fünfzehn Bücher über ihre Abenteuer. Doch Lucy sehnte sich nach ihrer Heimat, und so kehrten Hans und sie nach vielen Jahren in das Königreich zurück. Sie bauten sich ein kleines Haus aus Ziegelsteinen, direkt gegenüber von Pucks Haus. An einem warmen Nachmittag saßen Lucy, Hans und ihre drei Kinder unter der großen Eiche in Pucks Zaubergarten.
„Hey, Kinder, wollt ihr die Geschichte von der Prinzessin und der Zauberblume hören?“
„Prinzessinnen sind doch langweilig…“
„Ich glaube, diese Prinzessin werdet ihr mögen.“
Lucy zwinkerte Puck zu.

 

Ein Sommernachtstraum

von Paula Roth – 2. Preis in der Altersgruppe 3

Im Wald nahe Athens liefen der Elf Puck und Ferania den schmalen Pfad entlang, auf dem Weg zur Klippe. „Sie hassen mich! Meine Hautfarbe, meine Fähigkeit, komplett perfekt zu sein, mein Denken, mein Handeln. Sie verabscheuen alles an mir“, zischte Ferania und kickte einen Tannenzapfen nach vorne, der genau in der Mitte eines Baumstumpfes landete und dort liegen blieb. „Ja. Sie hassen dich, aber ich liebe dich. Ich liebe das Violett deiner Haut, das blasse Lila deiner Haare und deine dunkellila Augen. So dunkellila, dass man es mit schwarz verwechseln könnte. Ich liebe es, dass du die Fähigkeiten hast, vieles perfekt zu können, und ich liebe, wie du handelst“, meinte Puck und blickte das wunderschöne taniminasische Mädchen an. „Ach Puck, wenn doch alle nur genauso denken würden wie du, wenn doch alle akzeptieren würden, wie ich bin.“ Das sechzehnjährige Mädchen schluckte ihre Tränen hinunter und fasste Pucks Hand. Er blickte sie an und meinte: „Sie werden dich schon noch akzeptieren. Du bist perfekt und sie sind einfach nur neidisch.“ Ferania flüsterte: „Sie werden mich nie akzeptieren. Nur weil ich aus Tanima bin, hassen sie mich. Weil ich ihnen nicht ins Bild passe. Heute haben sie schon wieder gesagt, ich solle dorthin zurück und sterben.“ Eine kleine Träne lief dem Mädchen über die violette Wange. Sie dachte daran, wie einige Elfen sie in eine Sackgasse gelockt und anschließend mit Worten gequält hatten. Minuten fühlten sich wie Stunden an, die Worte wie Schläge. Als die Elfen fertig waren, ließen sie das weinende Mädchen alleine zurück.

Ferania hielt es langsam nicht mehr aus. Es war schrecklich, mit Hoffnung in ein neues Land zu kommen und dann ausgegrenzt und beleidigt zu werden, nur weil man anders war. So war das Leben für sie als Außenseiterin. Puck nahm ihren Arm. „Das wird bestimmt“, versuchte er sie zu beruhigen. „Nein! Das wird nicht und wenn es so bleibt, möchte ich nicht mehr hier sein“, sagte Ferania ohne irgendwelche Emotionen in der Stimme. Puck sah sie erschrocken an. „Wie meinst du das?“, wollte er wissen. „Eine Blume in der Wüste wird schnell unter dem Sand versinken“, meinte Ferania. Puck runzelte die Stirn. „Es wird nicht besser.“ Ferania wusste, dass sie Recht hatte. Puck machte sich Sorgen um seine Freundin. Da kamen sie an der Klippe an. Unter ihnen tosten die Fluten, das Wasser brach mit heftiger Wucht an den Felsen, die wie Speere aus dem Meer ragten. Es ging mehrere hundert Meter in die Tiefe, der Ausblick war unbezahlbar. Das Meer küsste den Himmel dort, wo sich der Horizont in einer nahezu geraden Linie über das Bild zog. Die Sonne, die hoch stand, strahlte und verbreitete eine kaum aushaltende Hitze.

„Erzähl mir endlich davon. Wie war es da, wo du herkommst? Was ist dort passiert? Was ist hier passiert?“, forderte Puck das kleine Mädchen auf und setzte sich in den Schatten. „Ich kann nicht“, presste Ferania hervor und schlang schützend die Arme um sich. „Bitte“, meinte Puck und legte ihr eine Hand auf das Bein. „Ich...“, sie zögerte. „Ich kann es versuchen.“ Puck rückte näher an seine Freundin.

***

Ferania rannte. Sie konnte langsam nicht mehr. Sie wollte eine Pause. Dieser Krieg würde niemals enden. Sie war perfekt, ihre Feinde waren perfekt – es war ein Teufelskreis. Ihre Gegner zielten haargenau und trafen stets ihr Ziel. Sie wich perfekt aus. Es würde kein Ende nehmen. Sie musste weg von hier, raus aus Tanima. Ferania rannte zu den Booten. Einer ihrer Gegner, der bei dem Hafen stationiert, war richtete den Pfeil auf sie und schoss. Sie sprang in eines der Boote und fing den Pfeil im Flug. Die Ruder rasten durch das Wasser und sie entfernte sich. Sie wusste auch schon, wo sie hin wollte. Sie wollte nach Athen. Es hieß, dort gäbe es Frieden, und Friede war das, was sie am meisten ersehnte.

Als Ferania ankam, das kleine Boot den Sand der Elfenküste berührte, überströmte sie Glück. Jetzt würde alles besser werden. Doch nichts wurde besser. Die Elfen waren misstrauisch, und aus Misstrauen wurde Hass. Eifersucht führte zu unbedachtem Handeln. Ferania wurde beleidigt, ausgeschlossen und gedemütigt. Das Einzige, was sie in der Stadt hielt, war Puck, doch auch dieser wurde mit der Zeit ausgeschlossen – wegen ihr. Sie fühlte sich elend und schuldig. Sie weinte jeden Abend. Ihr wurde klar, dass ihr Leben nichts Gutes für sie bereithielt.

***

„Aber was ist mit mir?“, wollte Puck wissen. „Du bist das Beste, was mir je passierte“, hauchte Ferania, „doch ich tue dir nicht gut. Ich tue niemandem gut.“ Bevor Puck etwas sagen konnte, sprang Ferania auf und sagte: „Ich liebe dich!“ Dann rannte sie auf den Rand der Klippe zu und sprang. Puck schrie auf und hetzte nach vorne. Er sah sie im Fall. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre Lippen formten abermals ein „Ich liebe dich“ und er schrie. Er schrie, als gäbe es kein Morgen. Puck blickte weg, als der zierliche Körper des Mädchens mit voller Wucht auf die Felsen krachte.

Mit ihr verschwand sein Lebenssinn. Er sank zu Boden. Fassungslos starrte er in die Ferne. Ein paar Elfen, die von seinem Schreien angelockt wurden, rannten zu ihm. „Was ist denn passiert?“, wollte Mike wissen. Puck sagte nichts, die Worte wollten nicht über seine Lippen kommen. Einige Elfen blickten hinunter auf den Leichnam des Mädchens. Ab und zu hörte Puck verschwommen, wie manche Elfen etwas sagten wie „Gott sei Dank ist sie tot“ oder „Geschieht ihr Recht!“. Die Trauer wurde zu Wut, der Wall brach und er sprang wutentbrannt auf: „Ihr habt sie getötet! Ihr alleine! Ihr seid ein Fluch und das Gegenteil von dem, was Elfen sein sollten. Was ist nur aus euch geworden?“ „Wir haben sie nicht getötet. Das warst du“, meinte Mike gespielt einfühlsam. „Nein! Sie ist gesprungen, hört ihr? Sie ist wegen euch gesprungen. Wegen euch! Was hat sie euch denn getan? Nichts! Ist es ein Verbrechen, Frieden zu wollen?“, schrie Puck aufgebracht und stieß die Elfen beiseite, dann rannte er in die Stadt.

Er hatte einen Plan. Sie sollten spüren, wie das Leben war, wenn man wegrennen muss, wenn man alles verliert. Sie sollten dafür bezahlen. Er schnappte sich mehrere Kanister Elfenfett, das Brennbarste, was es weit und breit gab, und lief mit geöffnetem Ventil einmal durch alle Straßen hindurch hoch auf den Berg der Sonne. Er blickte auf die Fettspur vor sich und dann auf die Fackel in seiner Hand. Puck holte tief Luft und ließ sie fallen. In Sekundenschnelle bildete sich ein Feuerteppich, der sich bis ins Tal zog und an den Holzhäusern der Elfen leckte. Puck wartete bis die ganze Stadt ein einziger Feuerball war, dann wandte er der Hitze den Rücken zu und lief in den Wald der ins Land hinein führte. Er wünschte, alles wäre anders gekommen, er wünschte er hätte ihnen allen sagen können, dass das passieren wird und dass sie etwas dagegen unternehmen sollten.

Da stand plötzlich ein kleiner Mann vor ihm. „Oh Puck, was hast du nur getan?!“, sagte der Mann und Puck antwortete nicht. „Siehst du diese Blume da?“, wollte der Mann wissen und zeigte auf eine wunderschöne rote Pflanze, die strahlte wie tausend Sterne. „Was ist mit ihr?“, hakte Puck nach. „Sie ist magisch. Rieche an ihr und die Zeit wird zurückgedreht werden. Dann könntest du alles richtig machen. Du hast es in der Hand. Mache, dass sie sie akzeptieren, und das Feuer muss nie existieren.“ Puck wollte gerade nachfragen, wer der mysteriöse Mann war, da war dieser schon wieder verschwunden. Puck atmete tief ein und ging auf die Blume zu. Er bückte sich und roch an ihr.

***

Puck wachte auf. „Hey Puck! Wach auf! Heute ist ein taniminasisches Mädchen am Strand angekommen! Sieh dir das an!“, rief seine Mitbewohnerin Patricia. „Es hat geklappt!“, dachte Puck doch dann stutzte er: „Oder war es vielleicht nur ein Traum?“

Puck rannte zum Strand, dabei hatte er eine Mitteilungsmuschel. Alle Elfen hatten sich um das Mädchen versammelt. Es war tatsächlich Ferania! Er rief in die Mitteilungsmuschel, sodass ihn alle hören konnten: „Ich muss euch was erzählen.“ Dann erzählte er von seinem Sommernachtstraum, der womöglich eine Zeitreise war. Die Elfen und Ferania hörten ihm gut zu und manche Elfen raunten: „So etwas würden wir nie tun.“ Dann meinte Puck: „Wir wollen ein Vorbild für alle anderen Völker sein und geflohene Wesen herzlich bei uns aufnehmen, niemanden ausgrenzen und jeden akzeptieren. Wir wollen eins sein mit denen, die schon schwerere Zeiten hatten als wir. Wir wollen Friede teilen, denn Friede ist eines der Dinge, die sich verdoppeln wenn man sie teilt. Herzlich willkommen Ferania!“ Alle Elfen stimmten mit ein: „Herzlich willkommen Ferania!“ Und das wunderschöne Mädchen strahlte glücklicher als je zuvor.

 

Lunas Sommernachtstraum

von Jeanne Mercier – 3. Preis in der Altersgruppe 3

Luna schlenderte lässig durch die Touristenmenge, die sich ein um diese Zeit weniger volles Pantheon erhoffte. Luna war das gewohnt und kannte ein paar menschenleere Wege. Sie hasste es, wenn fremde Leute sie nach etwas fragten und hatte überhaupt nur wenige Freunde. Ihre Mutter fand sie zu distanziert, ihr Vater sagte, sie sei noch in einer Entwicklungsphase, und ihr Bruder fand sie, wie alle Brüder, komisch. Aber darüber dachte Luna gerade nicht nach, sondern hörte Jazzmusik, worüber ihre zwei Freundinnen sie immer neckten.

Sie lief im Takt des Liedes und kam nach ein paar Minuten in ihrem Lieblingswald an. Dort war es viel frischer als auf den sonnengebadeten Straßen. Luna hörte keine einzige Menschenstimme mehr. Sie setzte sich an einer ungewöhnlichen großen Eiche, schloss die Augen und atmete die angenehme Luft ein und aus. Eine leise und feenhafte Melodie drang zu ihren Ohren. Luna wusste, dass sie so etwas nie zu ihrer Playlist gestellt hatte, und nahm ihre Kopfhörer raus. Tatsächlich, die Musik wurde lauter, aber blieb sanft. Das Mädchen war verwirrt, und das alles steigerte sich, als plötzlich zwei Eicheln gleichzeitig auf ihren Kopf fielen. Sie schaute hoch und sah vier oder fünf weitere auf sie hinabsausen. Jede Eichel ließ sie zusammenzucken, bis alles aufhörte und sie erstarrt dasitzen ließ. Wenige Sekunden später fing es wieder an, aber diesmal kamen die Eicheln vom Baum nebenan.

Jetzt bekam Luna es mit überwältigender Angst zu tun und schrie: „Oh Wald! Warum greifst du mich an? Was habe ich getan?“ Jemand versuchte ein freches Kichern zu unterdrücken, doch ohne Erfolg. „Zeig dich! Wer auch immer du bist. Ob Mensch oder Tier, ich werde dir nicht schaden, ich verspreche es.“ „Mein wahres Gesicht bleibet dir verborgen, doch fürchte dich nicht, du, die im Wald Verborgenheit sucht. Wenn du erlaubst, werde ich dir die Schönheiten des Hauses der Tiere und Pflanzen zeigen“, rief jemand, und eine sehr große Eule, größer als Luna es für möglich hielt, flog im nächsten Moment auf sie zu. Sie landete neben ihr, stupste Lunas Schulter an und fragte: „Oh Menschenskind, was ist der Grund für deinen Besuch?“ Das Mädchen antwortete nicht gleich, doch als sie entschieden hatte, dass das Tier vertrauenswürdig war, sprach sie: „Ich liebe es, allein zu sein, denn Fremde kann ich nicht leiden.“

„Warum diese Angst? Schreckst du beim Anblick der Tiere und Bäume zurück? Sie sind dir so fremd wie ich.“ „Ich sehe nur Angst oder Hunger in den Augen der Tiere, denen ich hier begegne, und du siehst nicht aus, als würdest du über mich urteilen“, antwortete sie. Die Eule runzelte die Stirn, drehte den Kopf und schaute in die Ferne, als denke sie an einen ganz bestimmten Ort. Dann zeigte sie auf ihren Rücken und schaute Luna eindringlich an. Jene verstand sofort und stieg auf den Rücken des Vogels. Das Tier breitete seine Flügel aus und sprang hoch in die Luft. Erst als beide weit über den Baumkronen waren und ihr Schwindelanfall vorüber war, wagte es das Mädchen, wieder zu reden: „Wie ... wie heißt du eigentlich?“ „Warum fragt ihr Menschen immer nach den Namen? Die Sache, die wir eine Rose nennen, würde unter jedem anderen Namen ebenso lieblich riechen. Mein Name wird dir nicht helfen herauszufinden, wer ich bin!“ Darüber musste Luna noch nachdenken und erwiderte deshalb nichts.

Sie flogen noch eine Zeit lang über den Wald, ohne etwas zu sagen, bis die Eule sich auf einem hohen Ast niederließ und Luna ansprach: „Ich habe dir meinen Namen nicht verraten, aber du hast das Recht, zu wissen, wer oder was ich bin. Denn ich bin nicht, was ich bin! Du vertraust wohl deinen Augen, aber ist die Wahrheit in allem, was du ansieht oder hörst?“ „Wem soll ich dann vertrauen? Du hast mir gesagt, dass dein Gesicht mir verborgen bliebe, doch kein Wesen kann sich in Eulen verwandeln!“, flüsterte Luna verwirrt. „Also sag mir: Du sagtest du, seist nicht, was du bist. Aber was bist du dann?“ „Die Frage des Seins oder nicht Seins macht dir Angst, nicht wahr? „Ich werde dir zeigen, wer ich bin, oder wenigstens, wie ich aussehe.“ Und das tat die Eule auch.

Ihr Körper begann sich umzuformen. Die Flügel wurden lange Arme, die Beine wurden elegante Menschenbeine und alle Federn verwandelten sich in Blätter und formten sich zu einer wunderschönen Kleidung. Luna suchte panisch nach einer Lösung, um von dem Baum herunterzukommen. Als sie keine fand, schaute sie die Eule, oder was davor eine Eule gewesen war, an und bemerkte erst jetzt, wie sehr sie sich getäuscht hatte. Vor ihr sah sie einen jungen Mann mit einem frechen Lächeln und freudigen Gesicht. In seinen Augen strahlte Abenteuerlust und sie fand die Änderung nahezu unmöglich. Zwar hatte sie weniger Angst vor ihm, aber ihr war das alles viel zu seltsam, und deshalb wollte sie mehr denn je von diesem Ort weg, deshalb bat sie: „ Bitte lass mich runter! Das alles kann gar nicht sein, also lass mich von hier weggehen!“ „Ich wollte dich nicht erschrecken und will dir nichts Böses. Ganz im Gegenteil! Ich will dir helfen die Menschen zu lieben, aber dazu musst du mir vertrauen und mitkommen. Mein Name ist Puck. Ich bin Elf und Menschenfreund.“ „Warum hast du mir deinen Namen gesagt? Ich dachte, Namen sind nichts wert?“ „Namen sagen nicht aus, was man ist, aber um zu rufen oder nennen, sind sie ganz nützlich! Ihr Menschen vertraut einer Person doch mehr, wenn ihr deren Namen kennt!“ Luna wollte ihm widersprechen, doch Puck ließ ihr keine Zeit zum Sprechen. „Komm, ich will dir etwas zeigen!“, rief Puck fröhlich und sprang von dem Zweig ab.

Elfen können vielleicht so weit springen, aber Menschen sicherlich nicht, also sprang er wieder hoch und holte Luna. Als beide wieder unten waren, erklärte Puck, dass sie ihm folgen sollte, und ging voraus. Luna tat, was er gesagt hatte, lief ihm hinterher und fühlte sich wohler denn je in einem Wald. Es fühlte sich so an, als kenne sie die Bäume schon. Nach gefühlt sehr kurzer Zeit erblickte Luna in der Ferne einen blauen Schimmer und fragte Puck danach. Er antwortete: „Das ist der Ort, den ich dir zeigen wollte. Dort sind die Pflanzen blau und eine Zauberblume versteckt sich dort in der Mitte. Sie entstand als Amor seinen Pfeil falsch schoss und dieser sich in eine unschuldige Blume bohrte. Ich wurde vor langer Zeit beauftragt, eine solche Blume zu pflücken und unsere Königin durch den Nektar zu verlieben. In deinem Fall aber ist deine Angst vor den Menschen ein Hindernis für die Blume. So kann sie dich aber nicht verlieben, sobald du sie probiert hast.“

Als Puck sie fragte, ob sie damit einverstanden war, nickte sie. Ihr Leben war bisher eher langweilig, farblos, und sie wollte etwas so Spannendes nicht verpassen, trotz ihrer Angst. Und schon waren Sie in diesem perfekten Kreis, wo alles normalerweise Grüne nun blau war. Tatsächlich erblickte Luna in der Mitte der blauen Bäume eine gewöhnliche, jedoch rot gesprenkelte Tulpe. Luna drehte sich um und schaute Puck fragend an. Dieser gab ihr ein Zeichen, sie solle mit der Pflanze reden. Das Mädchen hatte in den letzten Stunden schon so viel Unrealistisches erlebt, dass es ihr schon fast normal vorkam, dass Tulpen reden, also setzte sie sich hin und sprach so leise, dass nur die Blume es hören konnte: „Tat der Pfeil dir weh? Sag mir, wie kann ich ein Stück deiner Gabe nutzen, ohne dir zu schaden?“ Die Blume sagte nichts und Luna fing nach drei Minuten an zu zweifeln. Doch dann bewegte sich die Pflanze und schüttelte kräftig ein Blütenblatt ab. Das Kind dankte der Blume und aß das Blatt. Sie fühlte eine wohlige Wärme von der Blüte zwischen ihrer Zunge und Gaumen kommen, und ihr wurde sofort schläfrig zumute. Einen Augenblick später war sie nicht mehr in dieser Blaubaumlichtung, sondern lag auf sehr frisch riechendem und weichem Moos. Elfen mit verschiedenen Kleidern kamen angetanzt, und zum ersten Mal machte sie, ohne nachzudenken, fröhlich mit.

Der Vollmond schien, es wurde gesungen, getanzt und gelacht. Nach einer Weile hielten sich alle an den Händen, sodass eine riesige Schlange gebildet wurde, und tanzten durch Wälder und Felder, Dörfer und Städte und Luna sah Farben, wie sie noch nie so schöne gesehen hatte. Zum ersten Mal war das Leben bunt. Doch was sie am meisten erstaunte, waren die Farben, die die Menschen durch ihre Gefühle in die Welt setzten. Niemand sah gleich aus. Und sie merkte, wie wichtig jeder einzelne Mensch für diese Schönheit war.

Luna spürte etwas Hartes unter sich und hörte ein neues Jazzstück anfangen. Sie machte langsam die Augen auf und sah den ihr bekannten Wald wieder. War das ein Traum oder ist das echt passiert? Sie fand es zu schön, um zu akzeptieren, dass es nie passiert war. Jedoch, als sie etwas zwischen den Zähnen fand, und sich dadurch stark, glücklich, furchtlos, frei und offen fühlte, war sie sich sicher.

„Hallo, wie komme ich zum Pantheon?“ „ Ja, also …“