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Konzerte

5. Sinfoniekonzert

Farben und Schatten

Andrea Tarrodi — Serenade in Seven Colours (Deutsche Erstaufführung)
Georges Bizet —Petite Suite d’Orchestre op. 22 (nach „Jeux d'enfants“)
Nino Rota — Posaunenkonzert in C-Dur
Dmitri Schostakowitsch — Sinfonie Nr. 14 op. 135

Posaune — Frederic Belli
Sopran — Stamatia Gerothanasi
Bariton — Paul Jadach
Badische Philharmonie Pforzheim
Musikalische Leitung — Florian Erdl

Einführung mit Konzertdramaturgin Inken Meents um 18:20 Uhr

Der erste Kapellmeister Florian Erdl und die Badische Philharmonie Pforzheim bringen im 5. Sinfoniekonzert am 10. April Farben und Schatten ins CongressCentrum Pforzheim. Die Farben finden sich vor allem im ausdrucksstarken Spiel des Soloposaunisten Frederic Belli, Gewinner zahlreicher internationaler Wettbewerbe und Gastsolist bei renommierten Orchestern und Festivals. Er spielt das Posaunenkonzert des italienischen Komponisten Nino Rota, der daneben besonders für seine Filmmusikkompositionen wie die Oscar-prämierte Musik zum Film „Der Pate – Teil II“ bekannt ist. Ebenso schillernd wird die deutsche Erstaufführung der „Serenade in Seven Colours“ von Andrea Tarrodi. Die schwedische Komponistin inspirierte zur „Serenade“ die farbenreiche Musik von Größen wie Wolfgang Amadeus Mozart und Miles Davis, die sie in einem synästhetischen Ansatz mit ihren eigenen Ideen verband: „Die Musik entwickelte ein Eigenleben, schwebte davon und wurde zu etwas ganz anderem geformt, obwohl man vielleicht noch Spuren der Inspirationsquellen hören kann. Für meine innere Sicht wechselt das Stück in verschiedene Farben.“ Ergänzt wird dieses Farbspektrum um Georges Bizets aus den Klavierstücken „Jeux d’enfants“ entstandene kindlich-verspielte „Petite Suite“.

Ganz anders die zweite Konzerthälfte: Die Ensemblemitglieder Stamatia Gerothanasi und Paul Jadach führen uns mit der Badischen Philharmonie und Dmitri Schostakowitschs Sinfonie Nr. 14 stimmgewaltig in düstere Schattenreiche. Schostakowitsch widmete die Sinfonie ganz dem Themenfeld rund um den Tod und vertonte insgesamt elf Texte von Dichtern wie Federico García Lorca, Rainer Maria Rilke oder Guillaume Apollinaire. Er wollte besonders den bisherigen Kompositionen zu dem Thema etwas entgegenstellen, die trotz der Thematik oft versöhnlich endeten: „Der Tod erwartet jeden von uns. Ich kann nichts Gutes darin sehen, dass unser Leben so endet, und das ist es, was ich in diesem Werk vermitteln will.“ Im Hier und Jetzt, in Bezug auf den Ukraine-Krieg, erhält dieses Schattenwerk eines russischen Komponisten einen bitteren Beigeschmack. Schostakowitsch selbst wurde damals Opfer des stalinistischen Systems, das er kritisierte, fürchtete um sein Leben und wurde zensiert. „Um die Geschichte unseres Landes zwischen 1930 und 1970 nachzuleben, reicht es aus, die Sinfonien von Schostakowitsch zu hören“, hieß es in der Wochenzeitung „Moskowskije Nowosti“. Weit entfernt scheinende Gedichtzeilen erhalten so eine erschreckende Aktualität, wie in Apollinaires Gedicht „Die Wacht“: „Im Schützengraben stirbt er noch vor Einbruch der Nacht, mein kleiner Soldat, mein Geliebter und Bruder.“ Auch wenn der Tod jeden irgendwann erwartet, muss er doch nicht durch Kriege unnötig früher herbeigeführt werden. Wir hoffen auf die Farbenpracht des Friedens!

Der Solist - Frederic Belli l Posaune

Der Posaunist Frederic Belli gehört zu den renommiertesten und interessantesten Blechbläsersolisten seiner Generation. Als Gewinner internationaler Wettbewerbe konzertierte er bereits mit Orchestern wie dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, der NDR Radiophilharmonie oder dem Nationaltheater-Orchester Mannheim. Mit dem SWR Symphonieorchester, dessen Soloposaunist er seit 2006 ist, gastierte er als Solist auf großen europäischen Bühnen wie der Berliner Philharmonie, dem Wiener Konzerthaus oder dem Salle Pleyel in Paris. Zuletzt war er 2019 umjubelter Solist im Silvesterkonzert des SWR.

Frederic Bellis Repertoire umfasst Posaunenkonzerte aller Epochen. Ebenso spielt er regelmäßig (Ur)Auf­führungen zeitgenössischer Werke von Berio, Rota, Ruzicka, Sandström, Schnyder etc. Er arbeitet mit namhaften europäischen Orchestern, beispielsweise in München, Graz, Basel, Wiesbaden, Wuppertal, Oldenburg, Pforzheim, Vorpommern, Südwestfalen oder Gotha.

Neben seiner solistischen Tätigkeit gilt sein großes Interesse der Kammermusik. Frederic Belli spielt in mehreren eigenen Ensembles, deren Mitgründer und Leiter er ist. Das Posaunenoktett Trombone Unit Hannover freut sich mittlerweile über Einladungen aus aller Welt (z. B. Japan, China, Brasilien oder Kolumbien), aber auch über Konzerte bei den Donaueschinger Musiktagen oder dem Huddersfield Contemporary Music Festival. Ein Highlight war hier die Uraufführung des Oktetts für Posaunen von Georg. F. Haas. Ein neues Werk von Wolfgang Rihm ist in Planung.

Im Trio mit dem Schlagzeuger Johannes Fischer und dem Pianisten Nicholas Rimmer gastiert Frederic Belli bei namhaften Festivals wie dem Heidelberger Frühling oder den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern. Das Repertoire erstreckt sich von Originalkompositionen über Bearbeitungen bis hin zu Auftragswerken. Weitere Partner sind der Trompeter und Multi-Instrumentalist Miroslav Petkov (Concertgebouw Orkest) und der Organist und Echo-Preis­träger Martin Schmeding.

Darüber hinaus ist Frederic Belli immer wieder Gast-Soloposaunist, z. B. beim Lucerne Festival Orchestra, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem NDR Elbphilharmonie­ Orchester oder dem hr-Symphonieorchester.

Enge und freundschaftliche Beziehungen verbinden ihn mit dem Jazzposaunisten Nils Wogram, dem Avantagarde-Künstler Mike Svoboda und dem Komponisten Daniel Schnyder. 2011 erschien Frederic Bellis Solo-CD mit dem SWR Symphonieorchester. 2013 und 2017 folgten die Einspielungen „Full Power“ und „Living on the Edge“ der Trombone Unit Hannover. Für 2022 steht die Veröffentlichung einer Trio-Aufnahme auf dem Programm.