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Konzerte

3. Sinfoniekonzert

Am Puls des Lebens

Johann Strauß (Sohn) – Perpetuum Mobile - Ein musikalischer Scherz op. 257
HK Gruber – Frankenstein!! - Ein Pandämonium für Chansonnier und Orchester nach Kinderreimen von H. C. Artmann
George Antheil – A Jazz Symphony
George Gershwin – Concerto in F für Klavier und Orchester

Chansonnier – HK Gruber
Klavier – Frank Dupree
Jazz-Bass – Jakob Krupp
Jazz-Schlagzeug – Meinhard „Obi“ Jenne
Stuttgarter Philharmoniker 
Dirigenten – HK Gruber und Frank Dupree 

Einführung um 18 Uhr mit Frank Dupree im Foyer zum Mittleren Saal

AM PULS DES LEBENS – GRENZÜBERSCHREITUNGEN IN WIEN UND NEW YORK

Als der Wiener „Walzerkönig“ Johann Straus (1825–1899) 1861 seinen „musikalischen Scherz“ veröffentlichte, wusste man längst, dass es unmöglich ist, eine Maschine zu bauen, die, einmal in Gang gesetzt, ewig weiterarbeitet. Umso witziger und schöner, wenn eine musikalische Darstellung der Überschreitung physikalischer Gesetze das Unmögliche zumindest hörbar macht! 

Der Wiener HK Gruber (*1943) komponierte 1978 sein „Pandamonium“ auf nur scheinbar harmlose „Kinderreime“ des Dichters H.C. Artmann. Gruber setzt in seinem Stück über „heroische Schurken oder schurkische Heroen“ musikalische Versatzstücke – Zitate aus Klassik und Pop, Orchester- und Kinderinstrumente – ähnlich wild zusammen wie der berühmte Dr. Frankenstein die Körperteile seines künstlichen monströsen Geschöpfs.

Mit der „Rhapsody in blue“ hatte George Gershwin (1898–1937) schon einmal das Programm verwirklicht, die Grenze zwischen Jazz und Klassik zu überwinden. „Viele Leute glaubten, die Rhapsody sei nur ein glücklicher Zufall gewesen. Also machte ich mich daran, ihnen zu zeigen, dass ich noch eine Menge mehr draufhabe als das“, schrieb er über sein kurz danach entstandenes Klavierkonzert in F, das den damals aktuellen Charleston und Blues in sich aufnimmt und in einer „Orgie von Rhythmen“ endet.

„Bad Boy of Music“ ist der vielsagende Titel der Autobiographie des Amerikaners George Antheil (1900–1959). 1925, im selben Jahr wie Gershwin sein Concerto in F, komponierte der „böse Bube“ eine „Jazz Symphony“ mit der gleichen Absicht wie jener, nämlich musikalische Grenzen zu überschreiten. Antheil bezog sich hier auf die Freiheiten des Jazz in New Orleans und die neuesten Strömungen aus New York.

Chansonnier und Dirigent - HK Gruber

Der Komponist, Dirigent und Chansonnier HK Gruber wurde 1943 in Wien geboren und sang im Kindesalter bei den Wiener Sängerknaben, bevor er an der Wiener Hochschule für Musik studierte. Ab 1961 spiele er als Kontrabassist im Ensemble die reihe und von 1969 bis 1998 im Radio-Symphonieorchester Wien. Gruber begann seine Karriere als Sänger und Schauspieler mit dem MOB Art & Tone ART Ensemble, das er 1968 mit seinen Wiener Komponistenkollegen Kurt Schwertsik und Otto Zykan gründete. Er pflegt einen höchst individuellen Kompositionsstil und seine Musik wird weltweit von führenden Künstlern und Orchestern aufgeführt. Gruber wurde mit Österreichs renommiertestem Kulturpreis bedacht, dem Großen Österreichischen Staatspreis von 2002. 2009 wurde er zum Ehrenmitglied des Wiener Konzerthauses ernannt, außerdem ist er lebenslanges Ehrenmitglied des Vorstandes der Kurt Weill Foundation.

Grubers Werke sind von den renommiertesten Orchestern beauftragt und gespielt worden. Zu seinen jüngsten Werken zählt die Oper „Geschichten aus dem Wiener Wald“, die bei den Bregenzer Festspielen 2014 ihre Premiere erfahren hat, sowie ein neues Klavierkonzert für Emanuel Ax, ein gemeinschaftlicher Auftrag des New York Philharmonic, der Berliner Philharmoniker, des Concertgebouw-Orchesters und des Königlichen Philharmonischen Orchesters Stockholm.

Als aktiver Dirigent tritt Gruber mit vielen großen internationalen Orchestern auf. Er hatte zudem von 2009 bis 2015 die Position des Composer/Conductor beim BBC Philharmonic Orchestra inne.

Gruber tritt häufig als Chansonnier in Erscheinung, besonders beachtenswert in „Frankenstein!!“, seinem populärsten Werk, das seit seiner Weltpremiere 1978 mit Gruber, Sir Simon Rattle und dem Royal Liverpool Philharmonic mehr als 600 Aufführungen auf der ganzen Welt erfahren hat. Darüber hinaus hat er als Chansonnier Werke von Kurt Weill und Hanns Eisler sowie Schönbergs „Pierrot Lunaire“ und Maxwell Davies’ „Eight Songs for a Mad King“ aufgeführt und aufgenommen.

In einem der großen Highlights der Saison 2018/19 dirigiert Gruber das Radio-Symphonieorchester Wien in einer Konzertaufführung von Gottfried von Einem's Oper „Der Prozess“ an den Salzburger Festspielen. Das Konzert markiert den 100. Geburtstag von Einem, bei dem Gruber einst Komposition studierte. Grubers Musik wird zudem von vielen führenden Orchestern aufgeführt, darunter „Aerial“ von Håkan Hardenberger und dem Boston Symphony unter Nelsons, „Charivari“ vom Hongkong Philharmonic unter Christian Schumann und „Busking“ vom Scottish Chamber Orchestra unter Storgårds.

Solist und Dirigent - Frank Dupree l Klavier

Pianist Frank Dupree – Gewinner des Opus Klassik 2018 in der Kategorie „Konzerteinspielung des Jahres (20./21. Jahrhundert)“ – sorgte international für Aufsehen, als er 2014 zum einzigen Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs gekürt wurde. Mit seiner musikalischen Reife, seiner ausgefeilten Technik und der Fähigkeit, dem Flügel ein breites Spektrum an Klangfarben zu entlocken, faszinierte er Jury und Publikum zugleich. Er ist ein „außergewöhnlicher, empfindsamer und überaus interessanter Künstler“ (Emanuel Ax), der mit seiner „facettenreichen Nuancierung und geschmeidigen Rhythmik“ (Classical Source) das Publikum „immer wieder verblüfft“ (PZ News) und zu den vielversprechendsten und vielseitigsten Musikern seiner Generation gehört.

Ursprünglich wurde Frank Dupree als Jazz-Schlagzeuger ausgebildet, um sich später voll und ganz der großen Bandbreite des klassischen Klavierrepertoires zu widmen. Dabei beweist er eine besondere Begeisterung für die Musik des 20. Jahrhunderts und für die Werke zeitgenössischer Komponisten. So verbindet ihn eine enge Zusammenarbeit mit Péter Eötvös (Erdenklavier – Himmelklavier, Weltersteinspielung 2015 beim Label GENUIN classics) und Wolfgang Rihm (Con Piano? Certo!, Uraufführung mit der Badischen Staatskapelle Karlsruhe 2015).

Zu seinen jüngsten und bevorstehenden Highlights seiner Konzerttätigkeiten gehören seine Ernennung zum Artist in Residence beim Kurt Weill Fest sowie Debüts mit dem hr-Sinfonieorchester Frankfurt, dem Ulster Orchestra, dem Royal Northern Sinfonia, dem Trondheim Symfoniorkester und dem Sinfonieorchester Liechtenstein sowie Wiedereinladungen in die Wigmore Hall London, das Konzerthaus Berlin und die Elbphilharmonie Hamburg. Als Pianist und Dirigent verbindet Frank Dupree eine enge Zusammenarbeit mit den Stuttgarter Philharmonikern und den Clara-Schumann-Philharmonikern Plauen-Zwickau. Des Weiteren wird er gemeinsam mit dem Ensemble Repercussion in der Kölner Philharmonie sowie beim Lucerne Festival und beim Heidelberger Frühling auftreten.

Frank Dupree hat sich fest in der internationalen Musikszene etabliert. Als Solist konzertierte er bereits mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Minnesota Symphony Orchestra, dem Auckland Philharmonia Orchestra, dem Sinfónica Nacional de México, dem Malmö SymfoniOrkester, dem Kristiansand Symfoniorkester, dem Berner Symphonieorchester, dem Musikkollegium Winterthur, der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz, den Duisburger und den Essener Philharmonikern, der Staatskapelle Weimar und dem Württembergischen Kammerorchester Heilbronn. Klavierrezitals und auch Kammermusik spielen in Frank Duprees musikalischem Schaffen ebenso eine große Rolle. So musiziert er gemeinsam mit Rising Stars seiner Generation (Simon Höfele, Kian Soltani, Daniel Lozakovich, Timothy Ridout sowie das Calidore und das Goldmund Streichquartett) bei Festivals wie dem Verbier Festival, dem Septembre Musical Montreux, dem Davos Festival, den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, den Ludwigsburger Schlossfestspiele, dem Beethovenfest Bonn und in vielen anderen Städten Deutschlands.

Vom Klavier aus zu dirigieren (play/direct), ist Frank Duprees besondere Leidenschaft. 2012 wurde er für seine Beethoven-Interpretation als Pianist und Dirigent mit dem 1. Preis beim Internationalen Hans-von-Bülow Wettbewerb in Meiningen ausgezeichnet. Kurz darauf wurde er eingeladen, bei der Play-Direct-Academy des Orchestre de Chambre de Paris mit Stephen Kovacevich und François Leleux teilzunehmen. Als Dirigent assistierte er Sir Simon Rattle, François-Xavier Roth und Mario Venzago.

Von seinem sechsten Lebensjahr an wurde Frank Dupree von Prof. Sontraud Speidel unterrichtet und gefördert. 2019 absolvierte er sein Studium an der Hochschule für Musik Karlsruhe im Solistenexamen Klavier. Wichtige Impulse gaben ihm Meisterkurse bei Emanuel Ax, Menahem Pressler, Ralf Gothóni, Klaus Hellwig, Cyprien Katsaris, Ferenc Rados, Gábor Takács-Nagy und Stephen Kovacevich. Er war Stipendiat der Deutschen Stiftung Musikleben und der Studienstiftung des deutschen Volkes. Frank Dupree ist offizieller Steinway-Künstler.

https://www.frank-dupree.de/vita.html

Orchester - Stuttgarter Philharmoniker

Die Stuttgarter Philharmoniker wurden 1924 gegründet. Große Dirigenten und Solisten wie Leo Blech, Carl Flesch, Hans Knappertsbusch, Hermann Abendroth, Fritz Kreisler, Carl Schuricht oder Felix Weingartner wurden engagiert, ehe es 1933 zur Teilung des Orchesters kam: Jüdische und ausländische Musiker wurden entlassen, die übrigen auf die Orchester des „Reichssenders Stuttgart“ und des „Gau Württemberg-Hohenzollern” verteilt.

Nach Kriegsende fanden Musiker der ehemaligen Orchester unter dem Namen „Stuttgarter Philharmoniker” wieder zusammen. Hermann Hildebrandt, Willem van Hoogstraten, Hans Hörner, Antonio de Almeida und Alexander Paulmüller waren die Chefdirigenten von 1949 bis 1972. Unter Hans Zanotellis Leitung von 1972 bis 1985, entwickelten sich die Philharmoniker zu einem leistungsfähigen Klangkörper.

Die Baden-Württembergische Landeshauptstadt Stuttgart nahm das Orchester 1976 in ihre Trägerschaft. Mit Wolf-Dieter Hauschild, Chefdirigent und Generalmusikdirektor der Landeshauptstadt von 1985 bis 1991, gewannen die Philharmoniker hohe Anerkennung. Carlos Kalmar (1991 bis 1995) und Jörg-Peter Weigle (1995 bis 2002) setzten die Tradition ihrer Vorgänger erfolgreich fort. Walter Weller wurde 2003 zum Ehrendirigenten ernannt.

2004 bis 2013 trug GMD Gabriel Feltz als Chefdirigent maßgeblich zur Entwicklung des Orchesters bei. Er begann 2007 mit der Einspielung der Mahler-Sinfonien. 2013 erschien die erste vollständige Aufnahme von Respighis „Belkis – Regina di Saba“ auf DVD. 2007 erhielt er mit dem Orchester den „Prix Rachmaninoff“.

Seit 2015 ist Dan Ettinger Chefdirigent und Generalmusikdirektor der Landeshauptstadt. U.a. entstanden CD-Aufnahmen mit Mozarts Moll-Sinfonien, den Klavierkonzerten Nr. 1 (mit Fabio Martino) und 2 (mit Alexander Korsantia) von Rachmaninoff und Tschaikowskys 4. und 5. Sinfonie.

Seit 2013 sind die Stuttgarter Philharmoniker Festspielorchester der Opernfestspiele Heidenheim unter Leitung von Marcus Bosch. Neben mehreren Konzertreihen in Stuttgart spielen sie regelmäßig in Süddeutschland. Tourneen führten sie u.a. nach Nord- und Südamerika, Japan und China.