Zwischen 1772 und 1775 schon in der Straßburger Zeit schrieb der junge Goethe die Urfassung seines „Faust“. Dieser Text wurde erst 1887 veröffentlicht. Im Umfang die knappe Hälfte des späteren 1.Teils der Tragödie, fehlen die Szenen: Zueignung, Vorspiel auf dem Theater, Vor dem Tor, Studierzimmer, Hexenküche, Wald und Höhle, Walpurgisnacht. Unverbunden stehen die Geschichte des Gelehrten Doktor Faustus und die Gretchen-Handlung, da es die Verschreibung an den Teufel noch nicht als Szene gibt. Auf die Diskussion zwischen Faust und dem Famulus Wagner folgt direkt Mephistos Lehrstunde mit dem Schüler.
Der Wissenschaftler, der die Grenzen seiner Erkenntnismöglichkeiten begreift und sich aus Verzweiflung der Magie ergibt, ist ein typischer Charakter am Übergang vom Spätmittelalter zur Frührenaissance, der in zahlreichen Variationen in der Literatur auftaucht. Das Drama von Christopher Marlowe „Doctor Faustus“ errang im elisabethanischen Theater Aufsehen, während des ganzen 16. Jahrhunderts wird es von Wanderbühnen gespielt, als Puppenspiel lebt es weiter und wird im Volksbuch „Die Historie des Doktor Johann Faustus“ veröffentlicht. In Goethes Dramatisierung wird Faust durch die Liebe zu Gretchen in seiner männlichen Sehnsucht und seinem menschlichen Versagen vor der Verantwortung dargestellt. Faust und Mephisto erscheinen als die zwei Seelen in der einen Brust.
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