Spieglein, Spieglein an der Wand – wer ist die Schönste im ganzen Land? Nein, so weit entfernt sind wir nicht vom berühmten Märchen und Schicksal Schneewittchens, wenn wir an „Perfekt unperfekt” denken, die aufregende neue Ballettproduktion von Guido Markowitz und Damian Gmür zum Thema Liebe und Narzissmus in unserer Gesellschaft. “Die Produktion zeugt nicht zuletzt von einer gehörigen Portion Mut. Und mitten drin der Zuschauer, der selbst zum Ensemblemitglied wird”, war am 13. November in den „Badischen Neuesten Nachrichten“ nach der fulminanten Premiere zu lesen. Denn das Choreographen-Kollektiv Markowitz & Gmür hatte seine erste Premiere der Saison im Schmuckmuseum im berühmten Reuchlinhaus des Architekten Manfred Lehmbruck im Zentrum der Goldstadt platziert. Das überzeugte auch die „Pforzheimer Zeitung“: „Das von der Lehmbruck-Architektur inspirierte Ballett – die Akteure tanzen in verschiedenen Räumlichkeiten des Reuchlinhauses – beeindruckt mit innovativem Format. Ein Vorspiel im oberen Foyer bespiegelt die Besucher mit ihrem Porträt und zeigt teils hässliche Menschentorso-Fotografien. Anschließend geht es treppab und treppauf zu den einzelnen Tanzstationen. Die faszinierten Zuschauer wandeln mit, schauen und staunen.“ (13.11.2018). Kurzum: Tanz im Museum – das ist nichts anderes als die Feier einer intensiven Begegnung. Wenn schöne Körper, im Tanz ein flüchtiges und nicht zu haltendes Ereignis, sich in Räumen für die Ewigkeit entfalten, ist die Energie von Leben pur zu spüren. Markowitz und Gmürs gemeinsam konzipierte Choreographie bespielt Wände, Räume, Gänge und Treppen im Schmuckmuseum. Immer wird schon getanzt oder ein faszinierendes Bewegungsbild baut sich auf, noch bevor der Zuschauer schon am Ort ist. Das verleiht der Aufführung eine eigentümliche, facettenreiche Zeitlichkeit. Unter den Tänzerinnen und Tänzern: Die gehbehinderte Tänzerin Sophie Hauenherm, Absolventin der Palucca Hochschule für Tanz. Sie zeigt, dass Tanz auch anders geht. Oder dass Tanz nicht anders sein muss. Wer hat noch den Mut anders zu sein? Markowitz und Gmürs komplexe, hochdynamische Choreografie nähert sich in facettenreichen Schlaglichtern der (versteckten) Schönheit des Unperfekten, die uns zu dem macht, was wir sind: einzigartige Individuen. Noch gibt es zwei Vorstellungen: am Samstag, den 1. (wenige Restkarten)und am Sonntag, den 2. Dezember 2018, jeweils um 20 Uhr.
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